Wie war das bei Benjamin Beloch?

Vor knapp 12 Monaten wurde die Podcast Folge Wie war das bei Benjamin Beloch im Rahmen der Unternehmensnachfolge im Münsterland veröffentlicht. Die Folge gibt es hier zu hören:

Podcast Transkript

Niko: Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe des Gründergeist Podcast.
In dieser Folge sind Frank und Niko, also ich, in Gronau zu Besuch, wo wir mit Benjamin Beloch von der P17 GmbH gesprochen haben. Zusammen mit seinem ehemaligen Studienkollegen hat Benjamin die GmbH gegründet und sich auf das Thema Geomarketing spezialisiert. Also im Prinzip ist Benjamin eigentlich gar kein Unternehmensnachfolge, doch was sein Weg nun doch mit dem Kernthema dieses Podcasts zu tun hat und wie es für ihn dazu kam, das erfahrt ihr jetzt, also viel Spaß beim Hören dieser Folge!

Frank: Ja, hallo und herzlich willkommen zu einer weiteren Folge vom Gründergeist #Youngstarts Podcasts.
Benni, vielen Dank, dass wir hier bei dir heute sein dürfen.

Benni: Ja, gerne.

Niko: Wir sind ja noch einmal in Gronau, wir waren ja vor ein paar Tagen schon einmal in Gronau für einen Podcast und ich bin natürlich immer wieder froh in meiner Heimat zu sein und freuen uns auf jeden Fall, dich heute interviewen zu dürfen.

Benni: Ja, ich freue mich auch drauf, bin gespannt, was ihr mir für Fragen stellt.

Niko: Ich würde sagen: Steigen wir direkt ein. Stell dich doch einmal bitte vor, wer bist du und was machst du? Was ist dein Unternehmen?

Benni: Ja, also mein Name ist Benjamin Beloch. Ich bin jetzt 37 Jahre alt, komme gebürtig aus Gronau und bin ja eigentlich seitdem ich 18 bin, schon irgendwie selbstständig. Ich habe damals eine kleine Medienagentur gegründet, also Ausgründungen aus der Schule, wo wir Webseiten programmiert haben, jetzt seit fast 13 Jahren mit meinem ehemaligen Studienkollegen selbstständig im Bereich Geomarketing und seit letztem Jahr eben auch Nachfolger eines Landkartenverlags, was sich so ein bisschen auch an unsere Geomarketing-Dienstleistungen andockt. Genau, und deswegen sitze ich ja heute auch hier.

Frank: Das heißt: Wir haben eigentlich so einen Hybrid-Interview-Partner heute.

Benni: Ja, richtig!

Frank: Weil unser Projekt ist ja auch – ich sage einmal übergeordnet sollen wir – also ist das Ziel die Gründungsintensität zu stärken, also Gründer fördern wir grundsätzlich ja auch, das heißt: Du hast eigentlich beides.

Benni: Genau, gegründet und Nachfolger oder Anteilsnachfolger sozusagen.

Niko: Nun gut, jetzt geht es ja in dem Podcast in erster Linie um die Nachfolge. Kannst du einmal die Nachfolge beschreiben? Was habt ihr übernommen? Es ist wahrscheinlich eine externe Nachfolge, nehme ich an, was habt ihr übernommen?

Benni: Ja, also wir haben letztes Jahr einen Landkartenverlag übernommen, den ehemaligen Bacher Verlag, heißt heutzutage Kastanea, also wir haben mit der Unternehmensnachfolge auch dem Ganzen einen neuen Namen gegeben.
Den Bacher Verlag gab es schon seit mehreren Jahren, der hat wirklich klassischerweise Landkarten, also Postleitzahlenkarten produziert. Die stehen ja typischerweise auch in den Buchhandlungen, aber man findet die halt auch eben online bei Amazon, bei uns im Webshop oder ähnliches und ja der Hubert Bacher hat damals eine Mitarbeiterin gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, das Unternehmen zu übernehmen. Sie hatte da so ein paar Bauchschmerzen mit, weil sie das nicht unbedingt alleine machen wollte und wir haben uns auf einer Veranstaltung von einem Softwarepartner unterhalten und da hat sie halt gefragt, ob ich mir das auch vorstellen könnte, eben mit zu begleiten. Ja und da wuchs eigentlich die Idee, weil das eben – ich sage einmal bei uns im Geomarketing Bereich, also von der P17 – eigentlich ein passendes Zusatzunternehmen wäre, weil jeder, der Landkarten benötigt, braucht vielleicht auch in irgendeiner Form Dienstleistungen aus unserem Unternehmen. So ist eben die Idee entstanden, als Nachfolger in das Unternehmen reinzugehen.

Frank: Aber das dann eher – Also Landkarten ist jetzt nichts Digitales, sondern wirklich etwas Analoges erst einmal, oder?

Benni: Ich sage einmal: Das größte Sortiment, was wir da haben, ist wirklich analog, also die gedruckte Karte, die veredeln wir auch mit einer eigenen Produktion, also dass man die halt auf einem Board aufzieht, wo man mit Pins reinstecken kann oder auch Magnetkugeln oder-

Frank: Für Logistiker zum Beispiel?

Benni: Genau, für Logistiker oder, ich sage einmal, wenn ihr beim Münsterland e.V. einfach eine Karte vom Münsterland haben wollt, dann können wir die individuell anfertigen und nicht nur auf Papier eben rausgeben, sondern auch wirklich hochwertig, was man schön in der Eingangshalle hängen kann oder ähnliches.
Aber natürlich auch für geografische Informationssysteme, digitale Landkarten, die man auch eben darüber verkaufen kann.

Frank: Und inwiefern passt das jetzt zu deinem selbst gegründeten Unternehmen? Vielleicht kannst du dazu auch noch einmal ein paar Sätze zu sagen, dann kann man sich besser vorstellen, wieso du das Ganze gemacht hast.

Benni: Also bei der P17 sind wir eben in dem Bereich Geomarketing tätig, das ist jetzt für den Einen oder Anderen vielleicht gar nicht so bekannt, was Geomarketing eigentlich ist.
Also wir nutzen eigentlich diese Geomarketing-Analysen überwiegend für den Bereich der Außendienstplanung, also welcher Außendienstmitarbeiter betreut welches Gebiet? Sind die potenzialgerecht eingeteilt? Man nutzt das für Standortanalysen, wo man eben guckt: Wo macht es Sinn einen zusätzlichen Standort zu eröffnen? Dasselbe gilt natürlich auch: Wo sollte man einen zusätzlichen Außendienstmitarbeiter eben platzieren oder einfach zur Auswertung von Daten, also wir haben auch viele Kunden, die beispielsweise Werbung verteilen, über die Zeitung, über Radio etc. und das werten wir dann auf einer Karte aus und gucken dann: Wo kamen die Kunden jetzt eigentlich her? Also du hast jetzt Werbung im Münsterland gemacht, wo kommen jetzt auch die Kunden her? Haben die vielleicht über eine Response wirklich Radio gehört oder ähnliches? Das visualisieren wir dann.
Wir sagen da auch immer ganz klar: Die Karte sagt eben mehr als die Excel-Tabelle, also in einer Excel-Tabelle kann ich zwar durchscrollen, wo kamen meine Kunden oder meine Besucher her, aber die Karte visualisiert das Ganze eben und das geben wir in der Regel als digitales Instrument raus, haben jetzt aber auch die Möglichkeit, das analog noch einmal weiterzuführen. Ja und da schließen sich bei uns halt noch ganz viele Möglichkeiten eben an, also Adressverkauf – ich sage immer dazu auch auf legaler Art und Weise – Marktdaten, also wo sind bestimmte Zielgruppen? Und bei uns natürlich auch wieder die Überschneidung mit den digitalen Landkarten, weil die brauchen wir eben für solche Systeme auch.

Frank: Und was analysiert ihr? Also ihr analysiert ja Daten, erhebt ihr die selber oder kommen die dann vom Kunden?

Benni: Nein, die kommen zum Teil vom Kunden und zum Teil von unseren Lieferanten, also wir arbeiten da mit unterschiedlichen Lieferanten zusammen, die uns dann eben Daten liefern: Wo sind bestimmte Unternehmen aus bestimmten Branchen mit einer bestimmten Mitarbeiterzahl oder wo sind eben bestimmte Haushalte? Ich sage einmal so: Die Performerhaushalte, die Designorientierten, wo sind die, die eine Oberklasse Limousine fahren? Wo sind die, die ein Solardach haben oder ähnliches?
Das kaufen wir dann dazu und verarbeiten diese Daten und veredeln dann eigentlich diese digitale Landkarte damit.

Niko: Das hört sich jetzt, wenn man so ein bisschen einen Einblick bekommt, schon danach an, dass es wirklich sehr sinnvoll ist oder die Nachfolge euch sehr geholfen hat, weil es das Produktportfolio ergänzt hat, aber es gab doch bestimmt auch kritische Stimmen, oder? Die gesagt haben: Boar so ein altes Medium, seid ihr euch da sicher, dass ihr das noch weitermachen wollt?

Benni: Ja, natürlich, die gibt es immer wieder, weil viele immer sagen: Ja, die gedruckte Landkarte hat eigentlich gar nicht so einen riesen Stellenwert, hängt man sich die überhaupt noch hin?
Da muss ich ganz klar sagen: Ja, auf jeden Fall, weil – natürlich ist es immer ganz cool und ich bin auch ein digitaler Mensch und finde eine digitale Landkarte auch immer ganz toll, aber ich habe zum Beispiel jetzt bei mir auch selber so ein Board hängen und erst einmal sieht es sehr schick aus, weil wir ja wirklich mehr als diese Papierkarte haben, aber man findet die auch – wenn man wirklich einmal in den Unternehmen unterwegs ist – findet man immer irgendwo eine Landkarte und der Bedarf ist einfach da. Dadurch, dass wir halt auch diese hochwertigen Karten haben, die jetzt wirklich über das Papier hinausgehen, ist das auch interessant für Messestände, für den Besprechungsraum, also da haben wir ganz viele Dinge, wo wir eben anschließen können.
Man muss natürlich dann auch gucken, dass wir da nicht vom Kopf her, ich sage einmal so ein bisschen altern, dass wir sagen: Ja, das ist jetzt alles ganz cool, sondern wir müssen natürlich auch die Produkte irgendwo weiterentwickeln.
Wir haben jetzt so ein paar Designkarten mit ins Sortiment genommen, also so Schwarzweiß-Karten oder ähnliches, dass wir da auch einfach mit am Ball bleiben und nicht sagen: Ja, wir ruhen uns jetzt auf den Dingen aus, die wir oder die der Hubert Bacher in den letzten Jahren gemacht hat, sondern wir müssen das weiter vorantreiben und gucken, wo ist da eigentlich noch Bedarf im Bereich Landkarten.

Niko: Jetzt hast du gerade schon den Hubert Bacher angesprochen.
Wie war dieser Entscheidungsprozess? Du hattest ja schon gesagt, er hatte intern bei sich geguckt, ob er jemanden hat, der die Nachfolge antreten möchte, hat auch jemanden gefunden, der sich aber nicht so richtig sicher war. Also wie kam das Ganze zusammen und wie seid ihr jetzt wirklich aufgestellt?

Benni: Ja, also ich habe mich damals bei dem Event, wo ich mit der Antje, also eine unserer jetzigen Geschäftsführerin auch unterhalten habe, intensiv dazu ausgetauscht: Wie kann so eine Nachfolge aussehen?
Und wir haben so ein bisschen das Problem: Das ist ja jetzt keine Nachfolge, die jetzt hier direkt vor der Haustür ist, sondern die Kastanea ist eine Stunde oder knapp eine Stunde entfernt von Stuttgart, also von hier aus Richtung Bodensee und ich sage dann immer ganz gerne, man fährt da zwischen fünf und elf Stunden alles irgendwie hin, das habe ich schon alles miterlebt, das heißt, ich kann da nicht einmal eben hin und sagen: So, hey, hier bin ich, wir machen da einmal eben was zusammen, sondern wir haben dann halt ganz viel miteinander gesprochen: Wie kann eine Nachfolge aussehen? Wie kann auch eine Beteiligung aussehen von unserer Seite? Weil wir haben ganz klar gesagt: Wir wollen das nicht alleine machen, also von der P17 aus nicht zu 100 Prozent die Nachfolge alleine antreten, weil dafür ist das Unternehmen zu weit weg und ich muss auch ganz klar sagen Antje und auch Vera, also beides jetzige Geschäftsführerinnen, die da vor Ort sind, die kennen das Unternehmen und wir sind ja als Externer dazugekommen, um unser Sortiment einfach zu erweitern, um da dieses Cross-Selling-Potenzial nutzen zu können und von daher war für uns relativ früh klar, dass wir das auf jeden Fall machen, aber nur, wenn eben Antje auf jeden Fall dabei ist und Antje hat gesagt: Ich hätte gerne noch die Vera mit dabei. Ich bin da auch ganz froh, dass wir da eben so ein dreier Konstrukt sind, also P17 GmbH als Unternehmensbeteiligungen zu 50 Prozent und Vera und Antje eben zu jeweils 25 Prozent, die dort eben vor Ort sind.

Niko: Und der ursprüngliche Gründer ist aber komplett raus?

Benni: Der ursprüngliche Gründer ist komplett raus aus dem Unternehmen. Genau, wir haben das ja noch relativ zügig abgewickelt, das Ganze, also das hat etwas länger als ein Jahr gedauert, bis das alles durch war, hatte aber auch einfach den Vorteil: Ich musste einfach auch auf Antje und Vera da vertrauen, weil natürlich habe ich manchmal so ein paar Fragezeichen auch gehabt und ich habe auch ganz viel mit unserem Steuerberater gesprochen, der uns da begleitet hat, auch viel mit Anderen, die jetzt aber noch nicht so ein Unternehmen übernommen haben, deswegen finde ich das Projekt auch super, um einfach mal so einen Einblick zu kriegen, wie haben andere das gemacht? Weil ich habe nie da gearbeitet und ich bin da damals hingefahren und habe gedacht: Ja, das ist jetzt so ein, ich nenne es einmal ganz einfach gesagt, kleiner Landkartenverlag und dann ist da eine riesen Halle, da sind ja Maschinen, die was produzieren etc. –

Frank: Das gehört da auch zu?

Benni: Das gehörte da auch zu. Und ja, das war schon für mich einfach faszinierend und deswegen erstaunlich, dass wir da so schnell durchgehüpft sind. Ich würde es wahrscheinlich nicht noch einmal so schnell machen, sondern mir da ein bisschen mehr Zeit für lassen.

Frank: Das ist ja auch schon sehr fix, wenn man sonst von nachfolgen so hört, eher so fünf bis zehn Jahre gefühlt. Aber gut, es ist ja auch nicht die klassische Nachfolge, wie man sie sonst oft hört, aber der Übergeber ist ja eigentlich der Gründer, das heißt, der ist ja jetzt auch nicht weiter da und im Unternehmen, das ist ja auch eher unüblich, aber zumindest gibt es ja Vera und Antje, die sozusagen diese Rolle, sage ich jetzt einmal, ein bisschen vertreten wahrscheinlich, oder?

Benni: Ja, also Hubert ist nicht ganz weg, man kann ihn immer noch einmal anrufen, weil wir haben da so spezielle Maschinen auch stehen, die er entwickelt hat und wenn dann mal etwas damit ist, dann können wir auch zum Hörer greifen und da eben anrufen.
Das ist natürlich für uns ganz gut, dass wir da noch einen Zugriff drauf haben. Wir haben das aber auch bewusst getrennt, weil wir einfach so ein bisschen auch mehr diese Online-Richtung eingeschlagen haben und da musste man bestimmte Dinge und Prozesse einfach neu denken und deswegen ist das auch schon einmal vielleicht ganz gut, wenn wir einen harten Cut machen – auch wenn das jetzt nichts gegen Hubert ist – Aber diese, ich nenne es jetzt einfach einmal, neue Denkweise ins Unternehmen reinzukriegen, ist dann für uns eben einfacher, als wenn man sich da noch die ganze Zeit austauschen muss.

Niko: Hat der Hubert vielleicht sogar noch als Mentor, sag ich einmal, übergangsweise da Input gegeben? Ich meine, du sagtest, ihr habt euren Steuerberater mit am Bord gehabt, hattet ihr sonst noch irgendwelche externe Unterstützung, dass das auch so flott geklappt hat? Oder sagt ihr als Unternehmensberater: Nein, so etwas brauche wir eigentlich gar nicht, sowas können wir.

Benni: Nein, also ich sage einmal, so eine Unternehmensnachfolge sollte man nicht so unterschätzen, weil ich habe auch gedacht: Ja, wen brauchen wir da großartig? Braucht man dann den Steuerberater? Aber da fängt es ja schon an: Was ist das Unternehmen eigentlich wert?

Frank: Genau, das war jetzt sonst auch meine Frage nämlich gewesen.

Benni: Genau und das ist schon das größte Problem. Wie bewertet man das so?
Dann hat man vielleicht zwei Steuerberater und kriegt drei Antworten und das ist halt irrsinnig schwierig und sich da einfach einmal zu einigen, da war unser Input vom Steuerberater einfach super wichtig, der uns da einfach geholfen hat und auch einfach – dann nenne ich es jetzt einfach einmal so ein bisschen – zu zocken, also auch noch einmal das Gebot, einfach so ein bisschen zu unterbieten –

Niko: Das Verhandeln.

Benni: Ja, genau. Ja, aber das war bei uns ein bisschen mehr, auch wirklich mal zu gucken, wo geht da die Reise eigentlich hin?
Das sind natürlich bestimmte Werte, also dadurch, dass diese Produktion einfach da ist, die man da einfach hat, also es ist ja nicht einfach ein Büro ohne viele Gegenstände, sondern wir haben ja ein Lager, wo auch Landkarten liegen, wo Materialien –

Frank: Also aktive Werte, die in ihrer Bilanz auch da sind.

Benni: Ja, richtig und das ist natürlich für uns ein ganz anderes Konstrukt, weil, ich sage einmal, die P17 hat ein Büro und ein paar PC‘s, ein Auto etc. und das wars. Das haben wir bei der Kastanea eben nicht.

Frank: Also mehr imaginäre Werte als es dann bei der Kastanea gibt.

Benni: Genau. Wir haben ein „Know-How“, was wir verkaufen und da ist es halt auch das Produkt mit den Maschinen und da war es auf jeden Fall wichtig, den Steuerberater mit an Bord zu haben.
Wobei ich auch dazu sagen muss, da war Hubert auch immer wieder da und hat gesagt: Hey, das und das müsst ihr so und so machen, also er hat uns auch Input gegeben. Er hat uns da natürlich auch sehr geholfen, weil der auch einfach wollte, dass das Unternehmen weitergeführt wird, also er hat es mit aufgebaut und es ist ja auch für einen, der das Unternehmen übergibt, nicht immer einfach, weil das ist ja wie sein eigenes Baby, was er dann an jemand anderen weitergibt und er guckt auch heute noch immer mal wieder im Büro vorbei, Antje und Vera telefonieren auch gelegentlich mal mit ihm, also der Kontakt ist da nicht komplett abgerissen.
Deswegen, da stehen wir immer noch einmal wieder im Austausch.

Frank: Aber ein Jahr hört sich auch wirklich – ich reite da noch einmal drauf rum, weil, das ist ja keine familieninterne Geschichte, wo jetzt über den Preis gar nicht irgendwie so groß verhandelt wird vielleicht, sondern dann scheint es dabei ja auch keine, ich sage einmal, völlig verschiedenen Vorstellungen aufeinander geprallt zu sein.
Benni: Nee, nicht ganz. Also als wir unseren Preis genannt haben, gab es natürlich einmal so ein bisschen – so ja müssen wir noch einmal drüber sprechen, aber dann ging das relativ zügig, weil, wie gesagt, er wollte einfach, dass das Unternehmen weitergeführt wird und mit Antje und Vera wusste er: Das wird auf jeden Fall weitergeführt, auch in seinem Sinne und wir als Externe, die ja sehr weit weg sind, wusste er halt, dass es da zumindest in guten Händen ist, was das Online-Marketing angeht.

Frank: Und du hattest gesagt: Ihr habt das ja nicht komplett übernommen und die anderen Teile sind jetzt wo gelandet?

Benni: Die anderen beiden Teile haben eben Antje und Vera, weil wir auch gesagt haben: Ja, also unser Steuerberater hat uns natürlich auch jedes Konstrukt da einmal durchdenken lassen, übernimmt die P17 das komplett, wir haben da eine Geschäftsführung oder zwei Geschäftsführer oder Geschäftsführerinnen.
Wir haben aber gesagt: Wir müssen die ja auch irgendwo mit verhaften im Prinzip, deswegen sollen die auch bei einem Darlehen im Prinzip mit dabei sein und dass die auch komplett mit eingebunden sind. Das ist auch richtig gut, weil man muss halt überlegen: Antje und Vera haben ja auch vorher im Unternehmen gearbeitet und die kommen jetzt, ich sage einmal, von der einfachen Büroassistenz, Geschäftsassistenz in die Geschäftsführerrolle. Das macht natürlich auch viel mit einem selbst und dadurch, dass man so ein bisschen auch monetär dann anders verhaftet ist –

Frank: Ja und die haben auch eine sehr große Motivation jetzt tatsächlich auch, dass das läuft.

Benni: Ja, genau.

Frank: Das ist ja für euch so als P17 dann auch noch einmal eine gefühlte Versicherung.

Benni: Ja richtig, genau.

Niko: Jetzt hast du gesagt: Ihr habt zwei Geschäftsführerin?

Benni: Ja.

Niko: Wie viele Mitarbeiter hat die Kastanea insgesamt und konntet ihr die auch alle, sage ich einmal, mitnehmen? Wollten die auch alle so mitgenommen werden und mitgezogen werden oder haben die gedacht: Oh, jetzt kommt da die böse Macht aus dem Norden?

Benni: Nee, das nicht. Wir hatten einen Mitarbeiter, der hat auch gesagt, wenn das mit – also wenn jetzt diese Übernahme stattfindet, dann würde er das Unternehmen auch verlassen, also nicht weil wir jetzt kommen, sondern weil er seinen Lebensmittelpunkt dann auch verschoben hat und das einfach als Cut dann gesehen hat und die Mitarbeiter haben wir sonst übernommen.
Wir haben momentan halt neben den beiden Geschäftsführerinnen noch zwei Mitarbeiter in der Produktion, einen Mediengestalter hatten wir noch mit übernommen, der das Unternehmen ja leider verlassen, liegt aber jetzt auch nicht daran, dass wir aus dem Münsterland da sind. Mit dem stehen wir heute noch im Kontakt immer mal wieder, sondern weil der sich auch einfach weiterbilden wollte, weil ja der ist ein talentierter Mediengestalter und der musste auch noch einmal etwas von der Welt sehen, sage ich einmal ganz einfach.
Das haben wir aber intern alles auffangen können und genau, jetzt sind wir mit vier Mitarbeitern dort eben in Süddeutschland, genau.

Frank: Schön.
Ihr könnt ja sozusagen die Produkte des neuen Unternehmens hier ja total gut, ich sage einmal mit verkaufen und hier mit anbieten, ist es dann auch so, dass dann – also du hast gesagt, es ist ja in der Nähe von Stuttgart, dass dort bei dem neuen Unternehmen auch die Produkte von P17 dort ein bisschen stärker vielleicht vertreten werden in Zukunft, also ist das strategisch für P17 auch gut, sich da noch einmal zu verbreiten?

Benni: Ja, auf jeden Fall, weil wir auch immer mal wieder gemeinschaftlich Termine machen, eben dann, wenn Anfragen kommen, wenn es um das Thema Außendienstplanung geht oder ähnliches, dann können wir da eben mit Fuß fassen.
Ich muss aber auch dazu sagen: Wir haben diesen Ball hin und her – also, dass man sich den Ball gegenseitig hin und her spielt – noch gar nicht so aktiv ausgelebt, weil wir momentan eben erst einmal diesen ganzen E-Commerce-Bereich weiter ausbauen und das sind eben noch Baustellen, die wir definitiv noch machen müssen, weil das Potenzial ist irrsinnig groß.
Wir haben ja auch einen riesen Kundenstamm übernommen, wo man einfach noch aktiv was mit machen kann, deswegen, das war ja auch für uns das Attraktive. Also klar, die Landkarten zu produzieren ist das Eine, aber der Kundenstamm, der birgt noch ein irrsinniges Potenzial auch für die P17.
Andersherum genauso, weil unser Kundenstamm birgt auch noch ein riesiges Potenzial eben für die Kastanea.

Frank: Ja, das hört sich ja echt so an als wenn es sich gegenseitig sehr gut befruchtet.
Es gibt ja eigentlich drei große verschiedene Arten der Übernahme, also das ist hier in dem Fall eine externe Übernahme sozusagen. Dann gibt es ja noch familienintern und dann gibt es ja auch noch, ich sage einmal, firmenintern und das war jetzt ja ein Mix aus firmenintern, weil ja zwei Mitarbeiter das übernommen haben.
War das dann auch, ich sage einmal, Kaufpreisverhandlungstechnisch in offener Runde mit den beiden auch, haben die sich mit ähnlichen Preisen beteiligt oder weißt du da gar nicht viel drüber?

Benni: Also das Problem war oder – man muss ja diesen Preis erst einmal finden und Hubert hat da was gesagt und das war sowohl für Antje, Vera als auch für Sebastian und mich, also mein Kollege Sebastian hier bei der P17, schwierig nachvollziehen zu können: Ja ist das das, was wir bezahlen müssen, weil natürlich hat man einmal den Wert der Maschinen, der Landkarten, die noch im Lager liegen, den Plotter etc., also ganz viele Dinge, aber man hat ja auch den Kundenstamm und das zu bewerten war ganz schwierig und da habe ich auch mit Antje überwiegend dann immer diskutiert so: Wie machen wir es am besten? Und dann natürlich auch mit unserem Steuerberater-

Frank: Okay; also war das keine separate Verhandlung von denen dann mit dem Übergeber und von euch.

Benni: Ja genau, das haben wir zusammen gemacht.

Frank: Ja, hört sich auf jeden Fall sehr komplex an, aber auch irgendwie spannend.

Benni: Ja, war auf jeden Fall spannend, also es war auch eine interessante Zeit. Man hat da sehr, sehr viel Zeit reingesteckt, also ich bin auch häufiger mal runtergefahren, um mir das einfach noch besser angucken zu können und ja, es ist irrsinnig spannend gewesen. Auf jeden Fall.

Niko: Was würdest du denn sagen, wie viel Zeit das ungefähr in Anspruch nimmt, sage ich einmal. Eigentlich kommt ja alles, was ihr da reinsteckt zu eurem normalen Tagesgeschäft on Top dazu. Wie kriegt man das dann noch alles – ich meine, du bist ja quasi Gründer. Gründer ist ja schon ein Fulltime-Job und jetzt kommt ja, sage ich einmal, noch einmal eine 50 prozentige Belastung dazu. Wie kriegst du das alles unter einen Hut oder wie macht ihr das im Team?

Benni: Ja, das ist eine gute Frage.
Das ist richtig schwierig. Also das letzte Jahr, muss ich auch ganz klar dazu sagen, habe ich wahrscheinlich den größten Teil wirklich für Kastanea gearbeitet, einfach um Dinge voranzubringen, bestimmte Prozesse zu implementieren, online uns neu aufzustellen und das war schon schwierig, weil, ich sage einmal, dieser klassische Acht-Stunden-Tag…

Niko: …der ist kurz.

Benni: Der ist kurz. Man versucht dann irgendwie da alles unterbringen zu können, das funktioniert nicht.
Deswegen, da habe ich auch viel mehr Zeit reingesteckt. Mittlerweile funktioniert das ganz gut, weil, ich sage einmal, sich das in diesem Jahr der Übernahme einfach schon – also jetzt nach der Übernahme – komplett so ein bisschen geregelt hat, also man hat ja jetzt ein bisschen weniger Zeit, die man da reinstecken muss, natürlich passiert immer mal wieder was, wir versuchen uns gerade bei Amazon zu listen, dann wird der Stellenwert der Arbeit dort wieder ein bisschen mehr, aber man guckt auch – und das ist eben das Gute – dass auch Antje und Vera da stark dazulernen und sich da auch weiterbilden, dass sie einfach sagen: So, ich mache das jetzt einmal selber.
Also das ist ja auch so ein Ding, die führen ja das Unternehmen mit und das ist auch irrsinnig wichtig, deswegen kann man sich da so ein bisschen rausziehen. Das machen wir aber auch bewusst nicht, weil wir natürlich schon immer auch sagen, also wir haben ja wie so einen Beratervertrag, dass wir ein bestimmtes Zeitkontingent da auch jede Woche mit rein implementieren. Andersrum gerechnet ist der natürlich schon vollkommen aufgebraucht, weil das letzte Jahr einfach komplett ausgeschlachtet wurde damit, aber ich muss auch sagen, ich bin froh, dass ich das gemacht habe von der Zeit her, auch wenn die bei der P17 ein bisschen gefehlt hat.
Ich weiß auch, dass Sebastian und – wir haben seit letztem Jahr dann auch unsere erste Angestellte hier gehabt und haben uns da auch ein bisschen weiter erweitert, dass sie mir einfach den Rücken freigehalten haben. Natürlich habe ich auch hier ein paar Sachen gemacht, so technische Dinge, da bin ich dann der Ansprechpartner, aber das kann man irgendwie alles regeln und das nimmt so langsam auch ein etwas geregelteren Lauf.

Frank: Hört sich ein bisschen so an, als wärst du oder ihr von P17, auch vielleicht so ein bisschen eine Art Mentor für die beiden neuen Geschäftsführerinnen dort, weil die ja wahrscheinlich in ihre Führungsrolle auch erst einmal so ein bisschen rein wachsen müssen.

Benni: Ja klar, das war auch manchmal ein bisschen Konfliktpotenzial, will ich es einmal ganz nett nennen und da tun mir Antje und Vera auch manchmal ein bisschen leid, weil – ich meine, ich muss dazu sagen, ich mache das ja dann, also Unternehmensgründung habe ich ja schon ein bisschen früher gemacht und man hat schon ein paar Sachen durchlebt, wo man einfach versucht, da vielleicht auch mal seine eigene Meinung als Dickkopf, da so ein bisschen durchzudrücken und deswegen: Sorry, Antje, sorry, Vera dafür.
Ich sage einmal, im Gespräch haben wir immer super gute Lösungen nachher erarbeitet und ich bin auch echt froh, dass wir uns da haben, also wenn das manchmal auch nicht per Telefon funktioniert, dass man dann zumindest eben schreibt und sagt: Hier Benni, das fand ich jetzt nicht so cool, ich würde das lieber so und so machen und da haben wir mittlerweile einen sehr guten Weg gefunden.

Niko: Ja, Weg ist eigentlich ein gutes Stichwort. Auf einem Weg liegen auch immer Hürden. Was für Herausforderungen stehen für euch jetzt noch in den künftigen Zeiten an? Was müsst ihr noch hinter euch bringen?

Benni: Also wir haben eigentlich mehrere große Baustellen, dass einmal eben dieses, ich nenne es einfach einmal, Plattformübergreifende, also nicht nur bei uns im Onlineshop die Karten zu verkaufen und auch über die Partner, sondern halt auch wirklich selber mal an Amazon, Ebay etc. heranzutreten. Also da sind wir gerade dabei und für mich einfach noch eine riesen Baustelle ist das Thema Privatkundenshop. Natürlich haben wir auch Privatkunden, die einmal eine Landkarte kaufen. Es ist immer die Frage: Wer stellt sich jetzt eine Postleitzahlenkarte wirklich ins Wohnzimmer oder in den Arbeitsraum? Aber auch da sehen wir noch ein unwahrscheinliches Potenzial und dann eben das noch einmal weiterzudenken auf, ich nenne es jetzt einfach einmal wieder, Designkarten, also bestimmte Karten, Whisky-Regionen oder die Bier-Region in Deutschland oder ähnliches –

Niko: Oder auch so stylische Sachen: Zum Beispiel einen Grundriss von New York oder so sieht man ja auch öfter mal in gängigen Möbelhäusern.

Benni: Genau richtig und das sind eben so die Dinge, die wir dann noch auf dem Schirm haben und das wird eine relativ große Baustelle, glaube ich, weil wir klassischerweise erst einmal aus diesem B2B-Bereich rauskommen.

Niko: Stimmt, da hängt auch viel dran. Service und Reklamation –

Benni: Genau, das läuft komplett anders als im B2B-Bereich.

Frank: Das ist ja noch einmal ein ganz neuer Geschäftsbereich, den man dann damit noch aufbaut.

Benni: Wir haben zwar so einen kleineren Privatkundenbereich, wo wir so eine Reise-Weltkarte verkaufen, aber das muss einfach ausgebaut werden und da müssen wir sichtbarer werden.

Frank: Was mir wieder einfällt: Kann man nicht auch vielleicht das Thema digital und analog irgendwo so ein bisschen, ich sage einmal, miteinander vereinen? Weil wenn man sich jetzt vorstellt, es hängt in einem großen Besprechungsraum eine große Landkarte an der Wand und wenn man dann am Laptop vielleicht sagt: Zeig mir mal alle Punkte an, also als Firma, jetzt wo wir gerade Kunden haben, dass die dann aufleuchten oder so. Ich meine, da kann man ja auch vielleicht mal was richtig „fancy mäßiges“ machen.

Niko: Das würdest du dann eher mit einem großen Display, glaube ich, lösen. Also bist du dann schon wieder komplett im digitalen Bereich.

Frank: Mag vielleicht sein, aber –

Benni: Ja, wobei ich muss dazu sagen, wir haben ja eine Karte, also die ist auf dem Board aufgebracht, also sehr hochwertig, wo du LEDs reinstecken kannst und witzigerweise, ich habe – über so etwas habe ich auch schon einmal nachgedacht.
Jetzt ist das Problem: Jetzt bin ich kein Techniker. Antje und Vera auch nicht, Sebastian auch nicht. Also alle die hier sind, sind jetzt im Prinzip keine Techniker und das wird schwierig, das irgendwie zu machen, aber die Idee steht bei mir auch irgendwo auf dem Zettelchen, weil ich das auch irrsinnig spannend finde zu sagen: Hey, jetzt zeig mir einmal alle Kunden oder alle Standorte und dann leuchten nur noch die LEDs.
Das wäre natürlich – mit einem Screen wäre es deutlich einfacher –

Frank: Einfacher, aber dann hast du nicht den Vorteil, den man ja auch mit einer analogen Karte hat, dass das Ding generell schon für den Raum, ich sage einmal, ein Accessoire ist.

Benni: Genau. Ja.

Niko: Ja gut, wenn unter unseren Hörern da jemand ist, der so technisch versiert ist, dann ist er herzlich eingeladen einmal mit P17 Kontakt aufzunehmen.

Frank: Aber, ich sage einmal, ein Techniker muss doch in irgendeiner Art und Weise – oder vielleicht verstehe ich dann auch Techniker falsch – aber ihr habt ja, ich sage einmal, eine Produktion, wo auch produziert wird. Dann müssen da doch auch Menschen sein, die ein bisschen Ahnung von Technik haben wahrscheinlich, oder?

Benni: Ja, aber da geht es halt eher um das Produzieren –

Frank: … um das Abwickeln und nicht um das Entwickeln.

Benni: Ja genau, die löten bei uns jetzt nicht irgendwelche Schaltungen wieder im Prinzip zusammen, damit der Strom dann da reinkommt oder welche LED da gerade glüht.
Deswegen, die sind bei uns in der Produktion so Rundumtalente, die können sehr viel, die können auch wirklich vielleicht mal bei einer Maschine gucken, was da jetzt gerade klemmt, aber die sind nicht diejenigen, die nachher die Elektrik da verlegen.

Frank: Ja, noch einmal so ein ganz anderes Thema, du hattest es gerade schon gesagt: Klar ist das jetzt noch einmal vom Workload her deutlich mehr geworden auch und das wirkt sich für mich manchmal auf zwei Bereiche aus, also denkst du manchmal daran: Boar, jetzt ein ganz normaler Job irgendwo angestellt, wäre vielleicht auch einmal ganz schön. Man kommt nach Hause und hat dann gar nichts mehr im Kopf.
Kommen solche Gedanken zwischendurch auch einmal irgendwann im Laufe der Jahre auf oder ist wirklich immer: Boar ey, total cool, ich mache hier mein eigenes Ding und es läuft.

Benni: Also ich muss immer dazu sagen, ich gehe ja gerne zur Arbeit und habe ja auch einfach den Vorteil, ich sage das auch immer zu unseren Mitarbeitern, du hast den Blumenstrauß an Aufgaben und nimm dir heute bitte die Blume raus, wo du Bock drauf hast zu arbeiten und so mache ich das halt auch. Deswegen gehe ich verdammt gerne zur Arbeit, also ich denke nicht darüber nach: Ja, boar Mist ey, jetzt muss ich das auch noch machen. Das ist einfach so und –

Frank: Ja, aber ich meine eher so vom Verantwortungsgefühl her vielleicht. Es läuft ja auch vielleicht nicht immer alles rund, ich meine, wenn wohl, ist das natürlich schön.

Benni: Nein, das stimmt aber auch da, sage ich halt immer: Man nimmt persönlich halt super viel mit und die persönliche Entwicklung, die ich da mitgemacht habe, das ist schon richtig krass, also ich glaube, wer mich vielleicht noch als Schüler kennt, wo ich dann so still in der letzten Reihe saß und nichts gesagt habe oder so etwas – das macht verdammt viel mit Einem und das macht mir auch irrsinnig Spaß, sich da weiterzubilden und ich kann mir auch vorstellen, so etwas noch einmal zu machen und noch einmal. Einfach weil ich da einen irrsinnigen Drive zu habe. Ich meine, man muss natürlich immer gucken, wie sieht das Ganze aus mit Work-Life-Balance, also da würde mir wahrscheinlich jeder sagen: Hey Benny, …

Niko: … es ist keine Balance.

Benni: Genau, es ist keine Balance da, aber ich habe auch nicht das Gefühl, dass ich mich jetzt überarbeite.
Also natürlich kann jetzt jemand sagen: Ja, das ist jetzt vielleicht das erste Syndrom für Burn-Out oder ähnliches, aber ich finde schon noch die Zeit zum Abschalten und ich bin halt aber auch jemand – das muss ich auch dazu sagen – ich kann mich jetzt nicht einfach auf die Couch legen und einfach nichts machen oder mir irgendwie einen komischen Film angucken, der für mich jetzt keinen Mehrwert hat, sondern dann sage ich halt lieber: Dann mache ich eine Kleinigkeit, sei es Weiterbildung oder man geht halt einmal durch die Natur spazieren oder ähnliches.

Frank: Ja, kann ich auf jeden Fall nachvollziehen, ich kenne auch solche Leute.
Ich persönlich würde auch einmal ganz gerne irgendwann einmal zwischendurch vielleicht einmal nichts tun, aber es ist ja eine gute Unternehmereigenschaft eigentlich an sich.

Niko: Und wenn du einmal zurückblickst so, was würdest du sagen war bisher die größte Herausforderung in deinem Unternehmerdasein? War es dann vielleicht wirklich die Übernahme oder gab es da auch schon andere, größere Dinge?

Benni: Na, ich sage einmal, das war wirklich die, also die Übernahme an sich, das war wirklich eine riesen Baustelle, die wir hatten.
Ich sage einmal so: Jetzt aus der Gründung heraus hatte man natürlich das – oder wir von der P17 – das Problem, dass das Thema Geomarketing nicht so bekannt war, aber ich glaube die Übernahme oder jetzt dann halt auch noch einmal die Corona-Zeit sind so die Dinge, wo man wirklich manchmal überlegt hat: So, wie geht es dann da jetzt eigentlich weiter? Was muss man machen und anstoßen?

Niko: Wo wir jetzt über den Rückblick sprechen, würde mich natürlich auch der Blick nach vorne interessieren. Wo seht ihr euch so in 10 Jahren? Ist das Ganze vielleicht miteinander mehr verwachsen oder ist die Kastanea total erfolgreich und du machst P17 zu oder umgekehrt? Also wo geht die Reise für euch hin?

Frank: Oder ist man vielleicht auch einmal irgendwann an einem Standort?

Niko: Oder kommt noch ein Unternehmen mehr dazu? Noch eine Übernahme?

Benni: Also ich glaube nicht, dass wir an einem Standort sind, weil dafür sind Vera und Antje zu gerne auch in Süddeutschland und ich finde das auch schon ganz gut, auch wenn die Preise für Immobilien und Mieten da deutlich höher sind als hier in der Region.
Ich kann mir vorstellen, dass das weiter zusammenwächst, dass einfach, ich sage einmal, dass es vielleicht irgendwann nur eine Kastanea oder nur eine P17 gibt mit zwei Standorten, weil die Produkte miteinander immer weiter verschmelzen werden und auch das Sortiment und dann wird man eher eine zentrale Anlaufstelle eben für Landkarten und das Drumherum.
Das wäre halt eine Idee, aber ich kann mir auch vorstellen, dass man wirklich jetzt über die nächsten Jahre auch noch einmal links und rechts gucken kann: Welches Unternehmen passt eigentlich noch einmal zu dir, also dass man immer in dem Produktbereich bleibt und dann eben guckt: So, hey, vielleicht gibt es noch einmal, ich nenne es jetzt auch einfach mal, eine Druckerei, die für uns interessant sein kann, die bestimmte Produkte und Dienstleistungen noch besser anbieten kann, die wir dann mit dazunehmen und deswegen muss man da einfach mal gucken.
Für mich ist jetzt erst einmal auf dem Schirm, dass wir Beide erfolgreich am Markt uns etablieren und dann die Folgeschritte zu planen und dann natürlich auch mit den Beiden in Süddeutschland, weil die haben da natürlich auch ein Mitspracherecht. Ich kann das nicht einfach vorgeben, sondern da einfach gemeinsam gucken, was macht man da in den nächsten Jahren?

Frank: Ja. Ich bin mir jetzt gar nicht ganz sicher, ob du das vielleicht schon gesagt hast, aber so der Wunsch selbstständig zu sein, war das eigentlich damals schon immer da oder hattest du auch einmal Gedanken, was ganz anderes zu machen?

Benni: Ich hatte ursprünglich eigentlich den Gedanken, was anders zu machen.
Ich wollte eigentlich immer in den IT-Projekt-Bereich reingehen, also irgendwelche IT-Projekte managen.

Frank: Aber auch leitende Positionen hört man heraus.

Benni: Ja, auch leitende Positionen, das wohl, aber nicht als Selbstständiger.
Ich glaube das kommt so ein bisschen von meinem Opa, der damals auch selbstständig war und ich das immer irgendwie ganz toll fand, weil der ja immer irgendwie Zeit hatte, wenn man den brauchte, also ich kann mich da an so ein paar Schlüsselmomente erinnern, wo der einfach aus der Werkstatt rüber kam zu uns nach Hause und dann hat man irgendwie ein Rosinenbrötchen gegessen oder so etwas.
Das sind so Dinge, die sind mir noch in Erinnerung geblieben, also man kann sich diese Zeit einfach einmal rausnehmen, hat natürlich dann aber auch vielleicht ein bisschen mehr Arbeit an der einen oder anderen Stelle, aber ich kann mir heutzutage nicht vorstellen, jetzt einfach irgendwo, ich nenne es jetzt einfach einmal, einfacher Angestellter zu sein, weil natürlich hat jetzt auch diese ganze Zeit Unternehmensübernahme, die Gründung an sich hat ja viel mit Einem gemacht, also dieses eher Menschen zu führen ist schon irrsinnig spannend. Deswegen, wenn überhaupt eine leitende Position, aber ich hoffe nicht, dass ich das einmal machen muss, weil mir das jetzt einfach verdammt viel Spaß!

Frank: Der Vogel war schon zu lange im Freien.

Benni: Ja genau.

Frank: Jetzt hast du ja beides hinter dir: Gründung und Übernahme und was man ja immer wieder hört: So eine Gründung und sein eigenes Ding von Null aufzubauen ist irgendwie viel cooler, aber du hast natürlich auch vielleicht das Risiko, dass es nicht läuft.
Jetzt hast du ja Beides gemacht und wenn du dich jetzt noch einmal von Null auf neu entscheiden müsstest, würdest du eher sagen: Hey, ich überlege mir was komplett Neues oder ist es vielleicht doch ein bisschen angenehmer vielleicht etwas bestehendes auf Bestehendem aufzubauen, also schon so einen Grundstein zu haben?

Benni: Ja, das ist eine richtig gute Frage. Also, ich sage einmal, in dem Geomarketing-Umfeld, wo ich mich damals mit Sebastian selbstständig gemacht habe, das würde ich so nicht noch einmal als Gründungen machen. Das liegt aber einfach daran, dass wir sehr früh mit unserer Dienstleistung am Markt waren, wo der Markt noch gar nicht bereit dafür war. Deswegen, das ist dann schon einfacher, wenn man ein Unternehmen übernimmt, weil du einen bestehenden Kundenstamm hast, du hast bestimmte Einnahmen, mit denen du rechnen kannst und wir mussten damals wirklich spurten, dass wir vorankommen und das war wirklich nicht einfach, aber ich glaube, dass man heutzutage auch Produkte finden kann oder Dienstleistungen, mit denen sehr einfach ist, sich selbstständig machen zu können. Ich muss aber auch dazu sagen, dass diese ganze Zeit, wo wir damals von P17 aus losgerannt sind, Geomarketing vorgestellt haben, dass es auch irrsinnig viel mit Einem gemacht hat, also darauf wirklich einmal ein „Nein“ zu bekommen, „ich will diese Dienstleistung nicht“ und daraus zu lernen, das prägt Einen und das war auch eine irrsinnig interessante Erfahrung.
Aber ich weiß halt auch, dass sehr viele Unternehmensnachfolger gesucht werden und es gibt ganz viele tolle Unternehmen, die auch in den ganzen Datenbanken stehen, wo man manchmal denkt so: Hey, warum macht das denn keiner?

Frank: Das ist ja ein Problem im Münsterland, das es noch viele – oder was heißt viele – Es gibt Unternehmen die übernahmewürdig sind, aber leider einfach keinen Nachfolger finden.
Ja und das ist ja eben so ein bisschen das, was wir auch ändern wollen und den Leuten das ein bisschen schmackhaft machen wollen und viele, die vielleicht darüber nachdenken, denken aber auch darüber nach: Bin ich überhaupt der richtige Typ dafür vielleicht?
Was würdest du sagen, was wären jetzt so Charaktereigenschaften, vielleicht auch jetzt einfach von dir, die dir jetzt dabei geholfen haben, so was vielleicht durchzuziehen?

Benni: Ja, man muss auf jeden Fall zielstrebig sein, dass ist so das Wichtigste und halt auch kommunikativ unterwegs sein, also ganz viel auch mit Menschen zu sprechen, gerade – also egal, ob man jetzt ein Unternehmen übernimmt oder als Gründer unterwegs ist. Das ist auch immer das, was ich sage: Tauscht euch aus.
Also deswegen, wenn das jetzt Einer hört und sich austauschen will über so eine, ich nenne es einfach einmal, Hybrid-Geschichte, einfach melden, weil das ist das A und O, das ist mega wichtig.

Niko: Ja gut Benni, kommen wir zum Ende, würde ich sagen.
Bevor wir dich entlassen, also aus dem Gespräch entlassen, haben wir noch immer drei Fragen beziehungsweise es sind nicht wirklich Fragen, sondern wir geben einen Satz vor und du musst im Grunde diesen Satz beenden.
Ich fange direkt einmal an, du musst natürlich jetzt immer wieder die Unternehmensnachfolgerbrille aufsetzen. Also: Als zukünftiger Unternehmensnachfolger möchte ich unbedingt … –

Frank: … oder bei ihm jetzt als Nachfolger, weil er hat die Nachfolge ja schon vollzogen, sozusagen.

Benni: Ja, also möchte ich unbedingt – Jetzt was bei mir in der Zukunft noch ansteht dann?

Niko: Was sind die Plans? Also die Frage ist offen für Interpretationen.

Frank: Genau.

Benni: Ja, auf jeden Fall mich weiter mit dem Thema intensiv auseinandersetzen, weil ich, ich habe es ja vorhin schon gesagt, ich glaube, dass das nicht die letzte Übernahme ist und einfach offen für das Thema zu sein.

Frank: Große Pläne.

Benni: Ja.

Frank: Sehr gut.
Ein absolutes No-Go für mich als Nachfolger ist …

Benni: sich vor Veränderungen zu scheuen, weil man muss natürlich sowohl wenn man gründet als auch Nachfolger ist einfach einmal gucken: Sind da irgendwo welche alte Stränge, die man einmal über den Haufen werfen muss, also sich da einfach zu hinterfragen? Das ist irrsinnig wichtig.

Frank: Also nicht einfach irgendwie sich darauf zu verlassen, dass alles so bleibt, wie man es übernommen hat.

Benni: Genau, ja.

Niko: Und zu guter Letzt, du hattest ja schon gesagt, der Süden Deutschlands ist zwar sehr schön, aber du bist gerne im Münsterland. Mein persönliches Highlight im Münsterland ist …

Benni: Ich finde es nach wie vor hier in Gronau einfach richtig super, weil wir haben hier den Drilandsee, das Venn, Grünberger Wald, Stadtpark, Rock und Pop Museum, das Lagergelände…
Also ganz viele Dinge einfach hier vor Ort vor der Tür und ich fahre jetzt gelegentlich mal mit dem Rad von Ochtrup, also da wohne ich gerade, rüber nach Gronau, dann durch den Wald etc.
Das ist einfach mega geil, also einfach mal vorbeikommen und kommt zur Kircheninsel –

Frank: Und die Nähe zu Holland.

Benni: Und die Nähe zu den Niederlanden. Man ist auch relativ schnell an der Nordsee, wenn man möchte, man ist relativ schnell im Ruhrgebiet, man ist relativ schnell in Münster, also einfach ein mega cooler Standort und ich kann halt einfach nur jedem sagen: Wenn ihr einmal hier in der Nähe seid, kommt mal zur Kircheninsel. 3, wir schnacken über Unternehmensnachfolge und dann geht ihr danach so ein bisschen über das Lagergelände oder so.

Frank: Ja, man hat hier auch wirklich einen tollen Blick. Ich gucke hier gerade aus dem Fenster und ja, nicht schlecht.

Benni: Ja, ist schon sehr cool. Auf jeden Fall!

Niko: Ja schön, dann Leute nimmt die Einladung gerne an, holt euch einen Kaffee ab …

Frank: Kommt nach Gronau.

Benni: Genau!

Niko: Und bis dahin Benni, vielen lieben Dank! Bis zum nächsten Mal.

Frank: Ja, vielen Dank Benni! Bis dahin.

Benni: Dankeschön! Bis dann, tschau.

Warenkorb